Unterwegs in Auroville

Monat: Januar 2025 (Seite 1 von 2)

Sadhana Forest

Freitags um 16 Uhr fährt an Solar Kitchen ein Bus Richtung Sadhana Forest ab, das recht weit draußen liegt. Wir waren pünktlich um 15:55 Uhr da. Es waren drei Busse und keine Platz mehr frei.

Ich weiß nicht, auf was wir da beim Fahrer saßen. Wir sind angekommen. Schließlich hatten sich ca. 100 Personen aus aller Welt in einer riesigen Hütte mit Palmwedel-Dach versammelt. Wir waren 2009 schon einmal dort gewesen und erkannten vieles wieder, aber die Bäume waren größer und nicht Aviram, der Sadhana Forest zusammen mit seiner Frau Yorit gegründet hatte, saß vorne, um eine Einführung zu geben, sondern ein smarter junger Mann aus GB.

Bei seinen ersten Worten blieb mir fast der Mund offenen stehen: Sadhana Forest ist gegründet auf Compassion – Mitgefühl, (wörtlich) Mitleid, Barmherzigkeit. Das war der Begriff bzw. Wert, über den ich immer wieder nachgedacht hatte, ob der auch zu den Werten Aurovilles gehört.

In Sadhana Forest ist es zentral: Was bedeutet Mitleiden mit der Umwelt? Welche Konsequenzen hat es, wenn wir ihr Leiden mitfühlen? Was bedeutet Mitleiden mit Tieren? Was bedeutet Mitleiden mit Menschen? Die Antworten wurden zusammen getragen und dabei kam heraus, was Sadhana Forest praktiziert: Wiederherstellung der Natur durch Wiederaufforstung – natürlich mit einheimischen Bäumen. Vegane Ernährung, um Tieren die Zumutungen unserer Tierhaltung zu ersparen. Tiere werden in keiner Weise genutzt (Nicht mal Kuh-Dung als Dünger, was ich nicht so ganz schlüssig finde.). Es gibt ein paar „Gnaden“-Rinder, die vor der Schlachtung gerettet wurden. Und natürlich mitfühlender, freundlicher, helfender Umgang der Menschen dort miteinander – bei minimalem Komfort: Hütten, Gemeinschaftsküche, Komposttoiletten (die sind gar nicht schlecht), Stromversorgung durch Solar für´s nötigste. Aber vor allem eine „Giving Ökonomie“: alles wird kostenlos abgegeben. Das bedeutet auch, dass die Menschen, die dort über Jahre arbeiten, kein Gehalt bekommen, sondern nur ein kleines Taschengeld. Allerdings müssen Kurzzeit-Voluntäre pro Tag 800 Rupien fürs Essen zahlen. Zwei junge Deutsche, die wir trafen, erzählten, dass viele junge Menschen, die low budget unterwegs sind, sich das nicht leisten können; trotzdem kommen ca. 1500 pro Jahr. Und es werden Spenden eingeworben. Bitte gerne große Spenden, denn die Aufforstungsprojekte werden auch in Tanzania, Haiti und einige weiteren Orten in Indien durchgeführt. Neue Sadhana Forests sollen kommen – Startkapital jeweils 1 Mio. US-Dollar oder Euro. Und viele Langzeit-Voluntäre!

Nach der Einführung gab es einen Rundgang durch das Gelände. Was ist das wichtigste zu bedenken, bevor man einen Wald pflanzt? Wie man das Wasser leitet, festhält und speichert. Kleine Bäume brauche im Sommer auch oft Bewässerung. Dafür wird eine große Plastikflasche kopfüber mit eingegraben, deren Verschluss durch ein Seil ersetzt ist und deren Boden raus geschnitten ist. Wenn man in die Flasche Wasser gießt, wird es direkt zu den Wurzeln geleitet und kaum etwas verdunstet (Das merken wir uns!).

Nach dem Rundgang gab es einen Film – wie schon 2009 viele gut Gründe, sich fleischlos zu ernähren, diesmal aus medizinischer Sicht. Dann – und das war neu – stellten sich Volontäre vor, die sich unter die Gäste mischten. Nun tauchte auch Aviram auf. Dann endlich gab es etwas zu essen – natürlich vegan und lecker. Sogar Schokoladenkuchen.

Ich konnte Fragen loswerden: Wie baut ihr die Nahrungsmittel an? – Gar nicht, sie werden von den umliegenden Biofarmen gekauft. In Sadhana Forest geht es nur um den Dienst an der Natur (Also ist es keine Permakultur, denn darin steckt ja Agrikultur: Essbares). Wie geht ihr in Haiti mit der Gewalt um? – Die kommt dort nicht an. Das Projekt liegt jenseits einer kleinen, schwer zugänglichen Stadt, in der es für die Banden nichts zu holen gibt. Zwar hat sich der einzige Polizist nach Miami abgesetzt, aber die Einwohner passen auf und beschützen auch das dortige Sadhana Forest, denn nach dem Zusammenbruch der Wasserversorgung gibt es nur dort Trinkwasser für alle – umsonst (Beeindruckend!)

Compassion ist kein Wert an sich in Auroville (Was nicht heißt, dass sie nicht doch viel praktiziert wird.); um so mehr in Sadhana Forest, das eher nur formal zu Auroville gehört. Inhaltliche Verbindungen gibt es kaum. Viele sehen Sadhana Forest kritisch. Sie haben in den 70er Jahren unter viel schwierigeren Bedingungen angefangen, den Wald zu pflanzen und Infrastruktur aufgebaut. Von der entstandenen Anziehungskraft profitiert Aviram jetzt, ohne es zu würdigen. „Aber er tut wenigstens etwas für die Umwelt“.

Die Quelle für die zentrale Bedeutung von Compassion für Sadhana Forest dürfte die Hebräische Bibel sein. Aviram und Yorit kommen aus Israel, säkulare Juden, aber 3000 Jahre Tradition, in dessen Mitte der Satz „Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst“ (3. Mose 19,19) steht, lassen sich nicht kurz mal aus dem Herzen verbannen. Als Quelle für helfendes Mitleiden wird er leichter erkennbar in der Übersetzung „Liebe deinen Nächsten, denn er ist wie du.“ Das treibt sie dort und das darf gerne anstecken.

Die Werte von Auroville

Heute waren wir mal wieder im Garten des Matremandir. https://auroville.org/page/visiting-the-matrimandir

Wir dürfen jeden Tag von 16.30 Uhr bis 18 Uhr in den Garten, der sehr schön ist. Eigentlich sind es Gärten und jeder hat ein eigenes Thema. Ich suchte heute einen schönen Platz beim Banyan. https://auroville.org/page/the-banyan-tree

Dieser Baum mit über 20 Stämmen ist einfach schön. Er hat kein eigenes Thema, aber sein Hauptstamm ist eingefasst in einen (französischen) Satz: Auroville, die Stadt des Dienstes an der Wahrheit.

Als ich eine Bank unter dem Banyan gefunden hatte, von der aus ich den Sonnenuntergang betrachten konnte, fand ich mich im Garten „Power“ wieder. Martin saß in „Life“. Früher war mein Lieblingsgarten „Existence“. Dort ragte ein riesiger ovaler Stein in einen Teich hinein. Der ist leider umgewandelt worden; nun sich dort riesige Bergkristalle. Auch schön – aber hätten die nicht besser zu „Harmony“ gepasst? Der Garten ist noch nicht angelegt. Wir schauten dann doch noch etwas herum. Zwei weitere Gärten sind „Work in Progress“ (Solche Schilder gibt es in Indien häufig; hier allerdings nicht. Ist aber bei uns ein geflügeltes Wort geworden.) Wir sind gespannt, wie „Wealth“ (Wohlstand) und „Utility“ (Nutzen, Brauchbarkeit) einmal aussehen werden. Schließlich landeten wir tatsächlich bei „Progress“ und ließen von dort die Sonne untergehen. Weitere Gärten sind „Perfection“, Consciousness (Bewusstheit), Bliss (Glück), Light (Licht).

Der Matremandir selbst ist eine sehr besondere Meditationshalle, die keinem Thema, sondern der Selbstbesinnung und -erkenntnis gewidmet ist. Er ist aber von 12 keinen Meditationskammern umgeben, die jeweils ein Thema haben: Sincerity (Aufrichtigkeit), Peace, Equality (Gleichheit), Generosity (Großzügigkeit), Goodness, Courage, Progress, Respectivity, Aspiration (Streben), Perceverence (Beharrlichkeit), Gratitude (Dankbarkeit), Humilitiy (Demut, Bescheidenheit). Respectivity findet sich nicht im Lexikon. Im Indischen Englisch werden oft noch alte Ausdrücke benutzt, die der Rest der Englisch sprechenden Welt nicht mehr versteht. Mit „Respekt“ liegt man sicher nicht ganz falsch. Auch sonst sind auch andere Übersetzungen möglich.

Ich schreibe das so ausführlich, weil es eine Ultra-Kurzfassung dessen ist, worum es Sri Aurobindo und der Mutter ging; worum es in Auroville gehen soll. Die Schriften der beiden sind umfangreich und schwer zu verstehen (Hab ich mal versucht.). Aber diese Kurzfassung ist eingängig und zudem wunderschön anschaulich – im Wortsinn. Indem man an dem jeweils einem Thema gewidmeten Ort meditiert, verinnerlicht man es, stärkt es im Inneren, in eigenen Tun. So wird es in der Welt real.

Fehlt euch etwas? Es ist ja hinreichend anspruchsvoll. Ich hab aber grade dieses Jahr über einen Begriff nachgedacht, ob der wohl hier eine Rolle spielt? Der wird im nächsten Block über Sadana Forest wichtig sein.

Fauler Nachmittag

Wenn wir unterwegs sind, sammeln wir gerne Blüten auf. Die fallen hier von den Bäumen, bevor sie verblüht sind. Heute war das Angebot besonders reichhaltig. Das war gut, denn wir hatten viel Zeit, uns an ihnen zu freuen: Am Wochenende war so viel Aktion, dass wir beschlossen, heute Nachmittag gar nichts zu machen.

Natürlich gehört zu Gar-Nichts-Machen ein ausführliches Kaffeetrinken. Zu meiner Verabschiedung haben wir so viele erlesene Süßigkeiten bekommen, dass wir sie schließ mitgenommen haben. Hier gibt es aber auch kleine Köstlichkeiten und Kekse aus zwei Bäckereien. Schöner blick ins Grüne. Lektüre. So lässt es sich aushalten.

Indischer Ozean

Auroville erstreckt sich bis an den Indischen Ozean. Wir hätten zirka drei Kilometer mit dem Fahrrad. Aber zwischen unserem Gästehaus und dem Strand verläuft die ECR – East-Coast-Road, die zu überqueren wir nach Möglichkeit vermeiden. Leider sind Fußgänger-Ampeln oder Verkehrs-Inseln hier eine völlig irrwitzige Idee, auf die keiner kommen würde. Also müssen wir einen Ausflug an den Strand planen, ein Taxi bestellen. Das haben wir nun gestern am Sonntag gemacht. So ein Ozean ist schon was anderes als unsere Ost- und Nordsee. Ich weiß, die beiden können viel Kraft entfalten, aber dann ist auch schlechtes Wetter – nicht 26° und Sonnenschein. Wir baden hier nicht, aber sitzen und genießen ist wunderbar. Meist kann man auch ein Café ansteuern.

Am schönsten an der Nähe zum Ozean aber ist die frische Brise mit gesunder Luft und: Da unser Zimmer im ersten Stock nach Osten raus liegt, können wir nachts, wenn es (wind)still ist, die Brandung hören. Auf dem Balkon sitze ich grade und schreibe diese Zeilen.

Farm-Tour auf Solitude

Der kurze Besuch war so reichhaltig, dass ich ihn erst verdauen musste, dann drei Seiten voll schrieb, die ich als „Hausaufgabe“ für meine Permakultur-Ausbildung gut brauchen kann, das dann noch mal sacken ließ, bis mir eine Zusammenfassung dämmerte. Hier ist sie. 

Das erste war: Schuhe ausziehen, denn der Boden ist heilig. – Nicht wie in der Geschichte vom Brennenden Dornbusch (2. Mose 3), weil Gott an diesem Ort anwesend ist, sondern der Boden an sich ist heilig. Das nächste war: Dies ist keine Bio-Farm. Das erklärt sich aus dem Boden: Zum Boden in Süd-Ost-Indien gehören die Pflanzen, die dort natürlicher Weise wachsen. Eine Bio-Farm würde z.B. Blumenkohl nach Öko-Standards anbauen. Bei Krishna wachsen nur lokale Pflanzen, denn sie…

  • wachsen von selbst. Herausragendes Beispiel ist der Drumstick (Moringa: Moringa oleifera). Davon steckt man einen Zweig in die Erde und er wächst. 
  • sind als Nahrung non-exclusive. 
  • sind meist komplett zu verwenden.
  • haben keinen Carbon-Fußabdruck. 
  • sind Heilpflanzen. Die „farm“ ist zugleich eine „pharmacy“. (Zu der Alliteration gehört leider keinerlei etymologischer Zusammenhang.) 

Aus dem Boden erwächst mit den lokalen Pflanzen die Kultur. Das Essen selbst ist Kultur, aber auch z.B. die Feste mit ihren Riten und Farben leiten sich daraus ab. Und allen verfügbare Nahrung bringt alle zusammen. 

Die einheimischen Pflanzen sind ein großer Reichtum – allerdings nur, wenn er auch genutzt wird. Deshalb ist das Café ein integraler Bestandteil der Farm und ihrer Philosophie: Da lernen und experimentieren wir, wie wir alle Teile der einheimischen Pflanzen nutzen können. Die Gäste lernen das zu essen, denn es gibt eben keine Kartoffeln und Blumenkohl. 

Man muss kreativ sein und es braucht Zeit. Als Beispiel nennt Krishna die Papaya, die im Café auch unreif verwendet wird: als Chutney, Humus etc. Oder die Blaue Blüte der Nannari, die zusammen mit Lemonensaft eine lila Limonade ergibt. 

Krishna hat sich das nicht alles selbst ausgedacht, sondern hat viel gelernt von seinem „Guru“ Masanobu Fukuoka zu sprechen. Er hat ihn wohl bei dessen Indienbesuch direkt erlebt. Er zitiert einiges: Man kann die Natur nicht verstehen. Wer behauptet, sie zu verstehen, ist ein Idiot. Sie ist perfekt. Man kann sie nicht verbessern. Sie macht alles – entsprechend tun wir nichts. „Nichts-Tun Landwirtschaft“.

Jeden Tag wird am Tresen an eine Tafel geschrieben, was in der Thali enthalten ist. 

  • In der Mitte der Thali ist der Lemonen-Reis, 
  • rechts mit der Gabel, das müsste der Drumstick/Moringa-Spinat sein,
  • dadrüber der Kürbis mit Erdnuss. 
  • Dann bleibt für das Salat-artige noch der Amarant-Spinat, was mir aber nicht so einleuchtet. 
  • In der kleinen Schale ist das Kokusnuss-Chutney. 
  • Dosa ist der Pfannkuchen, der meist aus Hülsenfrüchten hergestellt wird.
  • Die Suppe ist nicht auf der Tafel – vom Geschmack her auch nicht definierbar, aber gut. 

Das Getränk ist Rosella – sehr lecker aus der links zu sehenden Blühte (eine Malven-Art).

Den Namen der Pflanze oben konnte ich leider nicht erfragen; ich finde sie aber so schön. Sie sprießt neu, nachdem auf einem beim Zyklon Ende letzten Jahres überschwemmten Feld fast alle Pflanzen eingingen.

Kolams

Bei unserer Radtour durch Auroville sind wir nur langsam vorangekommen, weil wir immer wieder Kolams fotografieren mussten. Einige haben den überkochenden Reistopf zum Motiv.

Die Alltags-Kolams sind weiß – früher aus Reismehl, inzwischen wohl eher Kreide – und eine wahre Kunst. Im Internet gibt es Anleitungen und sogar einen Artikel in Spektrum der Wissenschaft, der sich mit der Mathematik darin beschäftigt. Hier wären wir übrigens wieder bei der Permakultur, wo Muster eine große Rolle spielen.

https://www.spektrum.de/magazin/die-kolam-figuren-suedindiens/829896

https://de.pinterest.com/search/pins/?q=Kolam&rs=typed

Pongal

Gestern waren wir abends in Pondycherry. Auf den Straßen war es wie kurz vor Weihnachten. Voll. Viele Frauen mit prall gefüllten Taschen. Am Wegesrand große Stapel von Zuckerrohr zum Verkauf. Das erinnerte mich unmittelbar an den Tannenbaum. Was bei uns der Tannenbaum ist hier das Zuckerrohr. Ein, drei oder fünf Stangen mit dem Grünen Blättern oben dran, wandern in die Häuser und Wohnungen. Drei zusammengebunden bleiben dekorativ stehen. An einige Häusern haben wir sie an die Hauswand gebunden gesehen. (Wie schön, dass man diese Deko schließlich aufessen kann). Auch Tontöpfe waren im Angebot, die gehören genauso dazu. Kaum einer benutzt sie mehr im Alltag, aber zu Pongal muss er sein.

Das hängt natürlich mit der Bedeutung dieses Tamilischen Festes zusammen: Erntefest.  Wikipedia: „Früh am Morgen kocht man das typische Gericht, das ebenfalls Pongal genannt wird. Es besteht aus Milch mit dem neuen Reis und Sirup aus dem Palmzucker der neuen Ernte. Nach alter Tradition soll es möglichst im offenen Hof in einem neuen Topf an einer neuen Feuerstelle gekocht werden. Große Stangen von Zuckerrohr stehen neben dem Pongal-Topf. Der Topf wird auf dem Holzfeuer so aufgesetzt, dass die Milch möglichst genau zum Sonnenaufgang zum Kochen hochkommt. Die Familie steht um den Topf und bricht bei dem Ereignis in Jubel aus. Dann wird der Reis und der Sirup hinzugefügt, manchmal auch Payaru, würzige, kleine grüne Linsen. Später beschenkt man die Nachbarn und tauscht Festtagsgrüße aus. Dieser Tag ist der wichtigste des Pongal-Festes.“

Unsere Yoga-Lehrerin erzählte, dass die Angestellten zu Pongal ein 13. Monatsgehalt bekommen. Entsprechend kommerzialisiert sich auch dieses Fest. Die Straßen und viele Restaurants und Shops haben Lichterschmuck, der sicher schon seit Weihnachten hängt. Alle versuchen ihre Angebote an die Leute zu bringen. Eine schöne alte Tradition sind die Kolams; Frauen malen sie jeden Morgen vor die Tür. Auf Pongal zu werden sie immer prächtiger und bunt.

Für uns bedeutet Pongal, dass wir vorsorgen müssen, damit wir zu Essen haben. Alle Tamilien haben nach Möglichkeit frei, und Restaurants und Geschäfte sind geschlossen. In den umliegenden Dörfern werden Kühe durch die Dörfer getrieben und junge Männer versuchen sie einzufangen. Die Menschen sind erregt und es geht nicht immer gewaltfrei ab. Wir werden uns nicht ins Getümmel stürzen. Es wird ein ruhiger Tag. So wie in Deutschland zu Weihnachten für Menschen, die es nicht feiern. Perspektivenwechsel.

Radtour nach Indien

Samstag war nun die Farmtour durch Solitude. Das war spannend. Ich hab viel in Deutsch/Englisch-Kauderwelsch mitgeschrieben und muss das erstmal durcharbeiten und sortieren… Sonntag war frei! Ausgiebiges Frühstück, dann ausgiebiges Studium der Karten. Uns ist die Hauptstraße nach Kulaps (Kuilapalayam), wo es das beste Kaffee gibt, abends die beste Pizza und auch gutes Mittag, inzwischen zu getriebig. Gleichzeitig sechs Fahrzeuge um sich rum ist anstrengend. Es gibt auch zwei Waldwege nach Kulaps, die wollten wir erkunden. Um das Ergebnis vorweg zu nehmen: untauglich, da kaum passierbar. Wir werden wohl unsere Nervenstärke und blitzartige Aufmerksamkeit für die Hauptstraße trainieren müssen. Nach einem netten Plausch mit einem jungen deutschen Paar in der Bakery bekamen wir Lust, über unsere gewohnten Pfade hinaus zu radeln. In outdoor activ war ein großer See nördlich von Auroville zu sehen; dort wollten wir hin. Da kamen wir durch Dörfer, wo Auroville weit genug weg war, dass Europäer noch eine Sensation waren und zum Glück kein Ärgernis. Die Dorfstraße war auch nicht so eng, dass man das Gefühl hatten bei den Leuten durchs Wohnzimmer zu radeln. Wir waren in Indien. – Wenn wir nach Auroville aufbrechen, sagen wir immer, wir reisen mal wieder nicht nach Indien. Die Landschaft war schön, die Luft sehr gut. Den See fanden wir nicht, waren aber laut outdoor active bereits mitten drin. Es ist eine weite Ebene, die bei viel Regen überflutet. Frühmorgens im Winter könne man Flamingos beobachten, erzählte uns unsere Vermieterin. Zurück wollten wir wieder die großen Straßen vermeiden und hatten Mühe durch Wald und Cashew-Plantagen zurück zu finden. Leider sahen wir viel Rodungen, wo auf ehemaligem Wald oder Feldern Plantagen mit schnell wachsenden, sehr ähnlichen (vielleicht geklonten) Bäumen wuchsen. Dazwischen wurde „Unkraut“ gehackt und bei den älteren Beständen wuchs zwischen den Bäumchen sowie so gar nichts. Verheerend für Flora und Fauna, und essen kann man es auch nicht. Wir war aber sehr stolz auf uns, mal in Indien gewesen zu sein.

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