Gestern waren wir abends in Pondycherry. Auf den Straßen war es wie kurz vor Weihnachten. Voll. Viele Frauen mit prall gefüllten Taschen. Am Wegesrand große Stapel von Zuckerrohr zum Verkauf. Das erinnerte mich unmittelbar an den Tannenbaum. Was bei uns der Tannenbaum ist hier das Zuckerrohr. Ein, drei oder fünf Stangen mit dem Grünen Blättern oben dran, wandern in die Häuser und Wohnungen. Drei zusammengebunden bleiben dekorativ stehen. An einige Häusern haben wir sie an die Hauswand gebunden gesehen. (Wie schön, dass man diese Deko schließlich aufessen kann). Auch Tontöpfe waren im Angebot, die gehören genauso dazu. Kaum einer benutzt sie mehr im Alltag, aber zu Pongal muss er sein.

Das hängt natürlich mit der Bedeutung dieses Tamilischen Festes zusammen: Erntefest.  Wikipedia: „Früh am Morgen kocht man das typische Gericht, das ebenfalls Pongal genannt wird. Es besteht aus Milch mit dem neuen Reis und Sirup aus dem Palmzucker der neuen Ernte. Nach alter Tradition soll es möglichst im offenen Hof in einem neuen Topf an einer neuen Feuerstelle gekocht werden. Große Stangen von Zuckerrohr stehen neben dem Pongal-Topf. Der Topf wird auf dem Holzfeuer so aufgesetzt, dass die Milch möglichst genau zum Sonnenaufgang zum Kochen hochkommt. Die Familie steht um den Topf und bricht bei dem Ereignis in Jubel aus. Dann wird der Reis und der Sirup hinzugefügt, manchmal auch Payaru, würzige, kleine grüne Linsen. Später beschenkt man die Nachbarn und tauscht Festtagsgrüße aus. Dieser Tag ist der wichtigste des Pongal-Festes.“

Unsere Yoga-Lehrerin erzählte, dass die Angestellten zu Pongal ein 13. Monatsgehalt bekommen. Entsprechend kommerzialisiert sich auch dieses Fest. Die Straßen und viele Restaurants und Shops haben Lichterschmuck, der sicher schon seit Weihnachten hängt. Alle versuchen ihre Angebote an die Leute zu bringen. Eine schöne alte Tradition sind die Kolams; Frauen malen sie jeden Morgen vor die Tür. Auf Pongal zu werden sie immer prächtiger und bunt.

Für uns bedeutet Pongal, dass wir vorsorgen müssen, damit wir zu Essen haben. Alle Tamilien haben nach Möglichkeit frei, und Restaurants und Geschäfte sind geschlossen. In den umliegenden Dörfern werden Kühe durch die Dörfer getrieben und junge Männer versuchen sie einzufangen. Die Menschen sind erregt und es geht nicht immer gewaltfrei ab. Wir werden uns nicht ins Getümmel stürzen. Es wird ein ruhiger Tag. So wie in Deutschland zu Weihnachten für Menschen, die es nicht feiern. Perspektivenwechsel.