Unterwegs in Auroville

Schlagwort: Reisebericht

Solitude

Mit uns ist nicht viel los. Körper und Seele haben wohl begriffen, dass Urlaub ist. Uns fehlt sogar die Kraft, Mittags zu einem guten Mittagessen zu radeln. Heute wollten wir aber! Wir machten uns auf und fanden einen platten Reifen vor. Statt Mittagessen zwei Kilometer zum Fahrradverleih überbrücken, warten… Doch die waren fix und es reichte noch für einen Kaffee und leeeecker Orangenkuchen bei La Sprout, die machen schon um 16 Uhr zu! 

Eigentlich hätten wir zu Solitude-Farm fahren wollen, wo das Mittagessen direkt vom Feld kommt. Da waren wir am Nachmittag zuvor, um zu schauen, ob alles so ist, wie wir gewohnt sind. Das scheint weitgehend der Fall zu sein. 

Ich hab mich schon mal ein wenig umgeschaut, ob Permakultur sichtbar ist. Krishna McKenzie ist Fan von Masanobu Fukuoka, einem Mitbegründer der Poermakultur. Am Weg auf die Farm stehen Stehlen mit Zitaten von ihm:

Weitere:

Food and medicine are not two different things: They are the front and the back of the same body. 

The healing of the land and the purification of the human spirit is the same process.

We receive our nourtrishment from the mother Earth. So we should put our hands togehter in an attitude of prayer and say „Please“ and „Thank you“ when dealing with nature. 

There is no one so great as the one who does not try to accomplish anything. 

The irony is, that science hat served only to show how small human knowledge is. 

Zu letzterem ist vielleicht gut zu wissen, dass Fukuoma Mikrobiologe und Agrarwissenschaftler war. Von 1938 an ließ der das hinter sich und entwickelte, was als „Nichts-tun-Landwirtschaft“ bekannt wurde. Ich hab allerdings gelernt, dass es eigentlich „Nicht-tun-Landwirtschaft“ heißen muss, vielleicht im Sinne von „dem Boden nichts antun“. 

Morgen werden wir wieder versuchen, in Solitude Mittag zu essen. Am Samstag um 11.30 Uhr ist eine Führung, an der ich teilnehmen möchte. Es wird also zu Solitude eine Fortsetzung geben. Wer nicht warten mag: 

https://auroville.org/page/solitude-farm

Das neue Jahr beginnt in Auroville

Seit 1.12.24 bin ich pensioniert und endlich nach Covid können wir wieder nach Auroville reisen. Im Oktober habe ich einen Permakultur-Ausbildung begonnen und das wird hier mein Blickwinkel sein – diesmal auch in Auroville.

Aber eine Skizze von Auroville muss wohl sein: Das ganze begann mit Aurobindo Ghose (1872-1950), der mit seinen Brüdern als Kind zur Ausbildung nach GB geschickt wurde, die gesamte europäische Kultur in sich aufsog, nach dem Studium das Examen verweigerte, nach Indien zurück ging und seine Muttersprachen lernte, Politiker und Befreiungskämpfer wurde und sich schließlich in Pondicherry in ein Haus setzte, Schriften und Gedichte verfasste und Besuch empfing. Darunter war die Französin Mira Al Fassa (1878-1973), die seine geistige Gefährtin wurde. Während in Pondicherry ein Ashram entstand, hatte Mira Al Fassa als „Die Mutter“ die Vision einer Zukunftsstadt: Auroville. In ihr sollte die von Sri Aurobindo entwickelte Philosophie einer evolutionären Weiterentwicklung der Menschen durch integrales Yoga verwirklicht werden. Sri Aurobindos zentrales Werk ist „Savitri“, ein auf Englisch verfasstes Gedicht, das von einem ev. Pastor auch ins Deutsche übersetzt wurde. 1968 wurde Auroville gegründet und zog Menschen aus aller Welt an, die unter schwierigen Bedingungen lebten, Wald pflanzten und erste Gebäude bauten wie z.B. Solar-Kitchen, eine große solarbetriebende Kantine. In der Mitte entstand nach den Wünschen der Mutter eine große, golden eingehüllte Meditationshalle, der Matremandir (Palast der Mutter) umgeben von kleineren Meditationsräumen (Patels) einem Garten, der noch nicht ganz fertig gestellt ist. Die Namen der Patels und Gärten beschreiben das angestrebte künftige Menschsein und können dort meditativ verinnerlicht werden. Der Benyan neben dem Matremandir ist umgeben von einem Schriftzug. Auf Französisch steht dort: Auroville, die Stadt des Dienstes an der Wahrheit. Nach https://auroville.org gibt es derzeit 3300 Aurovillianer aus 60 Nationen – noch weit entfernt vom Stadtcharakter. In Communities finden meist Wohnhäuser, öffentliche Ort, Betriebe und Gästehäuser zusammen. Martin und ich sind 2009 durch unseren Sohn Matthias, der hier ein Weltwärts-Jahr gemacht hat, nach Auroville geraten und haben es als Kurort entdeckt: Yoga, Massage, Bio-Resonanz in einer Intensität, wie sie in Deutschland nicht möglich ist. Die ethischen Ziele von Auroville und Christentum sind sich sehr ähnlich – und gleichermaßen unvollkommen umgesetzt. Wir verfolgen sie weiter als Christen.

Ökologie war nicht vorrangig im Fokus der Mutter, sondern eine Stadt. Aber zur Vision Aurovilles gehört der Green Belt: Wald und Farmen. Der ursprüngliche Wald wurde vom Generationen von Einheimischen und Kolonisatoren abgeholzt. Die ersten Aurovillianer begannen die Saat z.T. fast ausgestorbener indischer Baumarten zu sammeln, Setzlinge zu züchten und Wald zu pflanzen. Es gibt 21 ökologisch arbeitende Farmen, darunter Permakultur-Farmen, sowie diverse Ökologische Projekte. Von deren Erkundung soll dieser Blog hauptsächlich handeln.

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